Interview mit Margaret Heckel

Margaret Heckel_BN_David Außerhofer
Margaret Heckel
Wirtschaftsjournalistin, Keynote-Speakerin, Moderatorin

PAUSE, VERÄNDERUNG, NEU DURCHSTARTEN …

… wer das älteren Mitarbeitenden bieten kann, hält sie länger an Bord. Und muss den demografischen Wandel und Fachkräftemangel weniger fürchten. Davon ist Buchautorin und ddp-Jurymitglied Margaret Heckel überzeugt

Der demografische Wandel beschert uns wachsenden Fachkräftemangel und leert die Rentenkassen. Um den Trend zu stoppen, müssten wir länger arbeiten. Doch der Wunsch, früher in Rente zu gehen, hält sich hartnäckig, oder?

Wie lange wir arbeiten wollen, ist immer auch eine Frage der Bedingungen: Es muss Spaß machen, sinnstiftend und finanziell reizvoll sein – das gilt für Jüngere wie Ältere. Wir müssen die Bedingungen also so gestalten, dass Ältere gerne weiterarbeiten.

Wie kann das gelingen?

Indem die Unternehmen den älteren Mitarbeitenden zum Beispiel längere Pausen und etwas Neues, eine Umorientierung, neue Herausforderungen ermöglichen. Kurz vor der Verrentung sind die meisten Menschen 35, 40 Jahre in Arbeit. Die wenigstens haben zwischendurch eine längere Pause, ein Sabbatical gemacht. Wenn Arbeitgeber ihnen regelmäßig zwischendurch oder zum Renteneintritt erlauben, Luft zu holen, ein paar Wochen oder Monate auszusetzen, bin ich mir sicher: Sehr viele kommen gerne wieder zurück – und bleiben länger; insbesondere, wenn sie zudem den Fokus ändern, etwas Neues lernen, die Stelle wechseln, autonomer und flexibler arbeiten dürfen. All das motiviert und setzt Kräfte frei.

Wobei die Veränderung auch heißen kann, Unternehmen oder Branche zu wechseln?

Stichwort Quereinstieg: Dieser reizt immer mehr Menschen. Und durch den Fachkräftemangel war es noch nie so einfach wie jetzt, sich in der zweiten Lebenshälfte beruflich umzuorientieren. Musiker können Lokführer werden und Moderatorinnen auf Pfarrerin umschulen. Mobilitäts- und Bildungsbranche werben intensiv um QuereinsteigerInnen. Im Übrigen lässt sich das Weiterarbeiten mit und ohne Jobwechsel auch mit der Rente kombinieren, was eine interessante finanzielle Lösung ergibt. Denn es ist inzwischen ja erlaubt, Rente zu beziehen und voll zu arbeiten. Die Steuern fallen dann zwar höher aus. Aber unterm Strich sollte sich das rechnen – auch für die Staatskasse und auf jeden Fall für die Betriebe.

Die Älteren könnten sich auch selbstständig machen …

Das machen viele auch. Die größte Gründergruppe unter den Soloselbstständigen sind Menschen über 50: Sie nutzen ihre Expertise als selbstständige Berater, machen ein Hobby zum Geschäft. Es fehlt für solche Vorhaben allerdings noch an Finanzierungsmöglichkeiten: Bankkredite für Ältere gibt es nicht so leicht.

Also Pause machen und dann neu durchstarten – und so den demografischen Wandel mildern?

Unbedingt, solche Modelle sind wertschätzend, fördern Leistungsfähigkeit, Neugierde und Spaß – und halten damit die Silver Generation zum Wohle der Volkswirtschaft im Arbeitsprozess.

 

Vielleicht bewirbt sich ja jemand mit genau diesem Konzept auch für den ddp … Frau Heckel, danke für das Gespräch